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Stress zu haben ist doch normal! Oder etwa nicht?

  • 13. Dez. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Jan. 2023

Warum Du gestresst sein darfst und wann Du aufpassen solltest.


Stress ist ein sinnvoller überlebenswichtiger Mechanismus. Aber die Dosis ist entscheidend.

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Ohne Stress nix los. Das stimmt gewissermaßen. In einem angeregten Zustand sind wir leistungsfähiger und können schnell und effektiv reagieren. Es ist mir wichtig, in diesem Artikel also auch die positive Seite von Stress heraus zu stellen. Im Ergebnis möchte ich Dich aber sensibilisieren. Und zwar dafür, dass dauerhafter Stress Dich wirklich ernsthaft krank machen kann. Es heißt also abwägen und dosieren.



Die positive Seite von Stress


Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es gut und wichtig sein kann, angeregt, aufmerksam und handlungsbereit zu sein. Ich zähle nämlich zu den sogenannten "Machern". Ins Handeln kommen, Lösungen suchen, effektiv und selbstwirksam sein, das ist sehr wichtig für mich. Es hat mir in meinem Leben oft geholfen, mit belastenden Situationen umzugehen. Viele Jahre habe ich dieses Verhalten uneingeschränkt positiv betrachtet. Bis mein Körper mir etwas anderes sagte. Aber erstmal zum positiven Stress.


Unser Organismus ist so angelegt, dass wir auf einen Stressreiz, also eine Bedrohung oder eine Herausforderung mit einer sofortigen Bereitschaft zu körperlicher Aktivität reagieren können. Es wird Energie bereit gestellt für eine schnelle Reaktionsfähigkeit, eine muskuläre Aktiviertheit und eine fokussierte Sinneswahrnehmung. Bereit für Kampf oder Flucht. Oder auch für neue Projekte, herausfordernde Aufgaben oder die alltäglichen Beanspruchungen. Was passiert dabei in unserem Körper? Bei der sofortigen Stressreaktion des Körpers werden u.a. das Denk- und Erinnerungsvermögen geschärft, das Sehvermögen durch eine Weitung der Pupillen verbessert, die Blutgefäße in den großen Muskeln geweitet, die Muskeln angespannt, die Bronchien ausgedehnt, die Atmung beschleunigt und die Verdauung herunter gefahren. Die Nebennieren schütten Stresshormone wie Adrenalin, Glukose und Noradrenalin aus. Eine super Vorbereitung, keine Frage!



Die Überforderung des Organismus


Heute ist es allerdings sehr selten notwendig, auf Stressoren körperlich aktiv zu antworten. Wenn Du angegriffen wirst oder in eine Gefahrensituation kommst, ist es nach wie vor hilfreich und sinnvoll. Viel häufiger begegnen wir aber heutzutage Stresssituationen, die nicht durch körperliche Aktivität zu lösen sind. Konflikte, Zeitdruck, Leistungsdruck, Überforderung, um nur einige zu nennen, sind die Stressoren unserer Zeit. Weglaufen bringt da nichts. Kämpfen macht sich meist auch nicht so gut. Das heißt also, die Aktivierung erfolgt, weil ja ein Stressor da ist, aber es folgt keine Entladung der Energie. Somit bleibt auch in den meisten Fällen eine Regenerationsphase aus, die aber sehr wichtig für den Organismus ist. Um das noch ein bisschen deutlicher zu machen: unsere urzeitlichen Vorfahren haben also in der Regel auf einen Stressreiz mit einer körperlichen Aktivität reagiert, z.B. mit der Flucht vor dem Säbelzahntiger. Wenn sie ihm entkommen konnten, dann brauchte ihr Körper eine Pause, um sich zu regenerieren oder zu beruhigen. Dafür sind wir ausgelegt. Aktivieren, reagieren, erholen.


Heute nehmen diese Ruhephasen immer mehr ab, dafür kommen immer mehr Stress auslösende Situationen dazu. Also Aktivierung, Aktivierung, Aktivierung...und irgendwann kommt dann auch eine Reaktion. Die sieht aber nicht mehr so aus wie urzeitlich vorgesehen - Kampf oder Flucht. Wir reagieren auf unsere Stressoren eher mit noch höherem Leistungsstreben oder Resignation, Ärger oder Verzweiflung, Ungeduld oder Rückzug. Und die Pause? Für die ist sowieso keine Zeit mehr oder sie ist aufgrund ständig kreisender Gedanken nicht erholsam. Wir haben die klare Trennung zwischen den Phasen verloren. Alles verschwimmt miteinander. Unsere Reaktion erschafft oftmals noch neue, zusätzliche Stressoren. Und das ist für unseren Organismus einfach zu viel.



Die Folgen von Dauerstress


Was passiert nun also in unserem Körper, wenn die Stressphasen gar nicht abreißen und wir uns nicht ausreichend erholen können? Er versucht weiter den Stress zu verarbeiten. Als verzögerte Stressreaktion wird nun von den Nebennieren Cortisol ausschüttet, die Produktion von Geschlechtshormonen wird gedrosselt, die Leber wandelt die in Form von Fett gespeicherte Energie in Glukose um, das Immunsystem fährt seine Abwehr herunter und das Gehirn versucht durch eine Aktivierung des Hippocampus den Stress zu verarbeiten.


Die Folgen davon können sein:

  • Schädigung der Gehirnzellen durch Cortisol - Konzentrationsschwierigkeiten, Erschöpfung, Gereiztheit, Depression

  • mangelnde Durchblutung der Magen- und Darmschleimhaut - Anfälligkeit für Geschwüre (u.a. Krebs)

  • reduzierte Immunabwehr - Infektanfälligkeit und dadurch Entstehung schwerwiegender Erkrankungen (u.a. Krebs)

  • Erhöhter Blutfluss und Blutdruck - Verringerung der Elastizität der Blutgefäße führen.


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Ein bewusster Umgang mit Stress


Puh...das muss man erstmal sacken lassen, oder?

Mir waren die Folgen meines dauerhaften Leistungsstrebens früher nicht bewusst. Und ich weiß, dass es vielen anderen Menschen auch so geht. Darum ist es mir so wichtig hier aufzuklären.


Aber keine Sorge, es gibt ganz verschiedene Wege der chronischen Stressfalle zu entkommen. Zum einen kannst Du ganz bewusst mehr Erholungsphasen in Deinen Alltag integrieren, um Deinem Körper die Möglichkeit zu geben, die bereitgestellte Energie zu verarbeiten. Zum anderen kannst Du Deine Stressoren auch langfristig reduzieren, indem Du Dich mit Deinen stressauslösenden Gedanken oder Deiner Emotionsregulation auseinander setzt. So sorgst Du dafür, dass Du zukünftig seltener in Stress gerätst.


Die Zeiten haben sich also gewandelt und mit dem uralten Mechanismus sollten wir heutzutage bewusst umgehen. Kampf und Flucht sind keine adäquaten Strategien mehr. Zumindest in den meisten Fällen.


Um noch einmal meine Artikelüberschrift "Stress zu haben ist doch normal! Oder etwa nicht?" aufzugreifen: Stress gehört zu unserem Alltag. Wir können ihm nicht dauerhaft entkommen, ohne auf eine einsame Insel umzusiedeln. Aber wir können Einfluss auf unser Stresserleben nehmen, indem wir uns mit ihm beschäftigen. Ob Stress normal ist, das möchte ich hier nicht definieren. Denn das hängt ganz von der Definition des Wortes "normal" ab. Für manch einen hat ein normaler Zustand viel mit Gewohnheit zu tun. Vielleicht haben wir uns schon daran gewöhnt, gestresst zu sein?! Letzt endlich ist es aber auch ein ganz subjektives Empfinden. Was den einen negativ stresst, ist für den anderen lediglich anregend oder herausfordernd. Was ist also schon normal?



Das Fazit


Wichtig ist, eine Balance herzustellen und die dauerhafte, chronische Aktivierung Deines Organismus immer wieder zu unterbrechen. Wenn Du das aus diesem Artikel mitnehmen kannst, dann hat er seinen Zweck erfüllt.


Solltest Du nicht wissen, ob das bei Dir notwendig ist, dann habe ich einen Tipp für Dich. Prüfe, ob Du Dich die meiste Zeit Deines Alltags wohl oder unwohl fühlst. Das kann ein erster Marker für Dich sein, um festzustellen, ob alles okay ist oder ob Du etwas ändern solltest.


Und wenn Dich dieser Tipp noch nicht weiter bringt, dann nutze gerne den kostenlosen Stresstest auf meiner Homepage, um Dir Klarheit darüber zu verschaffen, ob Du schon stressbelastet bist. Klicke dafür einfach auf den Button.




Entspannte Grüße

Hilka









 
 
 

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Psychologische Beraterin
Hildesheim
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